Geschichte Ofnethöhlen


Erstmals untersuchte der Stuttgarter Pfarrer und Geologe Oscar Fraas die Ofnethöhlen in den Jahren 1875 bis 1876 systematisch. Er entdeckte Steinwerkzeuge und Tierknochen, die wahrscheinlich aus der Zeit von 3000 bis 5000 v. Chr. stammen.

 

Für Aufsehen sorgte der Tübinger Forscher Robert Rudolf Schmidt, der die Ofnethöhlen 1901 und 1905, 1907 und 1908 untersuchte: Schmidt fand in der Großen Ofnet zwei Nester, in denen 33 Menschenschädel lagen. Zehn von ihnen waren Frauenschädel, 19 Kinderschädel und vier Männerschädel. Alle Schädel waren nach Westen ausgerichtet. Die Nester, in denen die Schädel lagen, waren mit Rötel eingefärbt. Die weiblichen Schädel waren mit Schmuckbeigaben versehen, darunter 215 Hirschzähne und 4250 Gehäuse von Schmuckschnecken. Alle Beigaben waren durchbohrt und müssen ursprünglich zu Ketten oder Netzen aufgefädelt gewesen sein.

Robert Rudolf Schmidt meinte, die Schädelbestattungen stellten eine Parallele zu einer gleichartig wirkenden Deponierung eines menschlichen Schädels in der Höhle von Mas d’Azil dar und ordnete die Funde aus der Ofnet demzufolge ins obere Magdalénien ein, was der damaligen Einstufung für Mas d’Azil entsprach.[1] Neue Radiokohlenstoffdatierungen ergaben jedoch, dass die Schädel deutlich jünger sind und aus der Mittelsteinzeit um 7700 v. Chr. stammen.] Weil Schmidt in den Nestern auch Unterkiefer und Halswirbel fand, ist davon auszugehen, dass die Köpfe mit Haut und Haar in die Höhle getragen wurden, nachdem sie zuvor von den Rümpfen getrennt worden waren.

 

Quelle: Wikipedia


Ob Enthauptung die Todesursache der 33 Personen war, lässt sich nicht feststellen. Unverheilte Schädelverletzungen deuten auf einen gewaltsamen Tod hin,  sie könnten den Körpern aber auch nach dem Tod zugefügt worden sein. Gleiches gilt auch für Schnittspuren, die an den Halswirbeln festgestellt werden konnten.

Anthropologen wie David W. Frayer von der University of Kansas gehen von einem kriegerischen Massaker in den Ofnethöhlen aus. Andere Theorien sprechen von einer rituellen Opferung oder Kannibalismus. Die Verletzungen deuten zudem auf eine Form des Schädelkultes hin. Die Rotfärbung der Schädellagerstätten kann ferner als ein frühes Symbol für Lebenskraft interpretiert werden, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass es das Ziel war, den so getöteten beziehungsweise geopferten Menschen weiterhin ein geistiges Fortleben in der Gemeinschaft zu ermöglichen.